Der Grundlast-Faktor: “Hausstromverbrauch”

Der Grundlast-Faktor: "Hausstromverbrauch"

Ein oft nicht wirklich beachteter Faktor beim Energieverbrauch ist die Grundlast.
Kaum jemand weiss, wieviel Kilowattstunden täglich durch die Leitungen rauschen, einfach, weil irgendwelche Geräte vorhanden sind und vor sich hinbrummen.

Heizung, Kühlschrank, Steckernetzteile.
Das summiert sich mit der Zeit auf enorme Werte – und Kosten!

In unserem Haus liegt die Grundlast bei über 600 Watt.
Also wenn alles AUS ist und nur die eingesteckten Geräte laufen, rauschen dauerhaft bereits 600 Watt durch die Leitungen.
Unglaublich, was braucht da so viel Strom?
Schauen wir, wo die größten Stromverbraucher sind.

Der Grundlast-Faktor: "Hausstromverbrauch"

Unser Haus lässt sich in Privat und Gewerblich teilen. Ein Stockwerk privat, ein Stockwerk gewerblich.
Durch das IT-Gewerbe stehen natürlich sehr viele Geräte herum und alle mit Steckernetzteil im Standby.
Echte Netzschalter, die das Gerät vom Netz trennen, gibt es heutzutage kaum noch.
Alle schreien nach Umweltschutz und Energiesparen, aber kaum jemand tut es!

Privatbereich

Die Küche ist aus 2003, die meisten Geräte lassen sich nicht überprüfen, ohne in die Verkabelung einzugreifen. Alte Technik und alles im Standby:
Der Backofen und der Herd sind dauerhaft im Standby. Bedienung über Sensortasten. KEIN Netzschalter!
Der Backofen hat zudem eine unsinnige Uhr – ohne Funk und irgendwie ist die sowieso immer verstellt.
Die Mikrowelle hat auch nur einen Sensortaster für Ein/Aus und natürlich auch eine Uhr!
Der Dampfgarer – Sensortaster. Kein Netzschalter.
Die Dunstabzugshaube hat eine Beleuchtung mit Sensortasten – und Netzteil. Kein Netzschalter!
Kaffeemaschine und Wasserkocher sind über schaltbare Steckdosen angeschlossen, der Toaster und die Küchenmaschine werden bei Nichtgebrauch ausgesteckt.
Die Spülmaschine – Sensortaster, das Netzteil ist dauerhaft unter Strom!
Allein 5 Geräte, die dauerhaft am Netz sind. Wieviel verbraucht eins? Leider alles fest angeschlossen.
Aber 30-50 Watt ziehen die zusammen bestimmt.
Der Kühlschrank läuft natürlich dauerhaft. Den kann man auch nicht ausstecken.
303 kWh pro Jahr sagt der Hersteller, das sind pro Tag 0,6 kWh, oder 25W im Schnitt

Die Beleuchtung im Haus läuft zum Teil über ein HUE-System – die Lampen werden über Funk gesteuert und sind dauerhaft unter Strom. 1 Leuchte 1 Watt? Die Basisstation 5 Watt, da sind wir insgesamt auch schon bei 20 Watt im Standby.
Der OLED-Fernseher führt im ausgeschalteten Zustand regelmäßig eine Auffrischung des OLED-Displays durch und darf daher nicht ausgesteckt werden. 5 Watt im Dauerbetrieb.
Ladegeräte und Internetradio im Wohnzimmer – 10 Watt dauerhaft.
Im Schlafzimmer ein Wecker mit 5 Watt und ein Raumluftfilter mit 25 Watt.
In der Summe ca. 140 Watt

Für den Privatbereich ist das nach Internet-Recherche gar nicht mal so schlecht.

Kellerkosten! Und was ist mit dem Dachgeschoss?


Im Keller stehen Waschmaschine und Trockner, natürlich ohne Netzschalter. Standby mit jeweils 10 Watt!
Die Waschmaschine hat sogar einen WLAN-Anschluss für die Fernsteuerung.
In der Werkstatt stehen 3 Ladegeräte für Bosch-Akkus. Dauerhaft 8 Watt – die kann man auch ausstecken!
Der Gefrierschrank braucht auch seine 230kWh im Jahr, entsprechend 630 Wh am Tag oder 25W im Schnitt.

Das Kinderzimmer im Dachgeschoss hat natürlich auch Standbygeräte – ein Nachtlicht, ein Radio ohne Netzschalter und ein USB-Ladegerät für Handy & Co. Nicht viel, aber 15W Dauerlast entstehen auch hier.

Keller und Dach zusammen 68 Watt

Die Heizung benötigt im Monat ca. 30kWh fürs System, einfach so – Elektronik, Pumpen, ohne Heizen.
Das sind 40 Watt im Schnitt.

Damit sind wir für Dach und Keller bei 108 Watt.

Für den Privatbereich sind es also knapp 250 Watt – dauerhaft – ohne, dass irgendwer irgendwas macht.

Das entspricht 6kWh am Tag, oder 2184 kWh im Jahr.
Bei 35 Cent immerhin knapp 765,- Euro Stromkosten für STANDBY!

GEWERBE-Standby

Für die IT kommt einiges zusammen

Der Grundlast-Faktor: "Hausstromverbrauch"


Eine Synology Diskstation als zentraler Server mit 100 Watt, eine weitere mit 45 Watt für die Datensicherung.
3 Stockwerksverteiler für das Netzwerk zusammen 73 Watt

Ein Server für Internet und virtuelle Maschinen braucht weitere 50 Watt

3 Fritzboxen a 16 Watt = 48 Watt
3 Fritz-Repeater a 6 Watt = 18 Watt
6 DECT-Telefone je 3 Watt = 18 W

Kleingeräte (Handy-Ladegerät, Sauger-Ladestation, Akku-Ladegerät, Labeldrucker): 20 Watt
Summe: 372 Watt

Dazu kommen noch Druckmaschinen, die dauerhaft am Strom hängen und nicht ausgeschaltet werden dürfen, weil sie alle paar Stunden die Tinte umwälzen müssen. Auch noch einmal 30 Watt.

Der Klingeltrafo und die Ladestation für den Mähroboter fallen da kaum noch ins Gewicht.
Trotzdem kommen in der Garage und im Garten nochmal 15 Watt dazu – dauerhaft!

Insgesamt knapp 667 Watt – DAUERHAFT!

Tagsüber und wenn Geräte benutzt werden, wird es natürlich noch einiges mehr.

Optimierungspotential?

Es lässt sich kaum etwas optimieren, oder doch?

Alle Kleingeräte im Büro, die nicht wirklich dauerhaft Strom benötigen, werden über eine programmierbare Steckdose (Shelly Plug) angeschlossen und schalten abends um 22:00 aus und morgens um 7:00 wieder an, damit wird nachts kein Strom verbraucht.
Ersparnis: 20 Watt

Die Küchengeräte könnte man alle vom Strom trennen, das geht aber nur durch Umbaumaßnahmen – zu aufwändig. Schade. Beim Neukauf irgendwann sollte man darauf achten. Aber es gibt keine Geräte mehr mit echtem Netzschalter. Vielleicht aber mit Nahe-Null-Standbyverbrauch?

Der Backup-Server muss nicht 24 Stunden am Tag laufen – Aufwecken mit Wake-on-Lan, Datensicherung und wieder abschalten! 45 Watt ganz einfach gespart!

Der Uralt-Netzwerkswitch im Keller verbrutzelt 35 Watt. Ein vergleichbares Neugerät benötigt 9 Watt und kostet 60,- Euro. Eine halbe Kilowattstunde am Tag Unterschied, 210 kWh im Jahr, 73,- Euro Stromkosten pro Jahr! – GEKAUFT!

Was ist umwelttechnisch sinnvoller? Das alte Gerät bis zum Sankt Nimmerleins Tag zu nutzen, oder durch ein effizienteres Gerät zu ersetzen?
In diesem Fall wähle ich den Austausch.

Der Netzwerkserver ist auch überdimensioniert. Früher habe ich für Kunden Filme überspielt, daher hat das Gerät 6 Festplatten mit je 8 TB eingebaut. 100 Watt im Dauerbetrieb sind eine Menge.

Ein neues Gerät mit 2x 20TB Festplatten, moderner, SCHNELLER und besser. Das braucht maximal 30 Watt!
Natürlich sind diese Kisten teuer, aber Festplatten sollte man sowieso nach 4-5 Jahren austauschen und bei Gewerbeeinsatz kann man einen Teil der Kosten mit dem Betriebsgewinn verrechnen.
70 Watt Dauerlast eingespart – 1,7 kWh am Tag, 611 kWh im Jahr oder 214,- Euro!

Fazit


Der Standby-Verbrauch ist hoch, aber es ist auch ein Haus mit Gewerbe.
Der größte Teil geht durch die IT drauf.
Die Küche hat Optimierungspotential, aber ein vorzeitiger Austausch der Geräte ist nicht sinnvoll.

Bei den IT-Geräten reicht alleine eine zeitweise Abschaltung, um den Energieverbrauch bei der Backupkiste um 90% zu reduzieren!

Durch einen neuen Netzwerkswitch und Austausch des Netzwerkservers werden knapp 100 Watt Dauerlast eingespart. Das entspricht bei 35 Cent Stromkosten ungefähr 300,- Euro im Jahr!

Beim Switch rechnet sich der Austausch finanziell in nur einem Jahr.
Beim Server dauert es ungefähr 3 Jahre.
Bei einer durchschnittlichen Laufzeit dieser Geräte von 5 Jahren ist das eigentlich grenzwertig.
Der aktuelle Server ist aber aus 2019 und hat damit schon fast seine geplante Laufzeit erreicht.
Also ist es sinnvoll.

Tagsüber produzieren wir einen großen Teil des Stromes selbst, da ist es eigentlich nicht so wichtig.
Sonnenstrom ist umweltfreundlich, da kann man auch mal wuchern!
Und komm mir nicht “das könnte man ja für andere einspeisen” – diese Sozialklausel habe ich schon längst abgehakt.
Solange es zu viele Menschen gibt, denen das Thema am Gesäß vorbeigeht, denke ich nur noch für uns, nicht für andere!

Nachts fahren wir aber auf Akkubetrieb und müssen teilweise Strom dazukaufen. Vor allem im Winter.
Das ist teuer und schlecht für die Umwelt.
Daher gilt es, die nächtliche Last zu verringern:
Geräte mit Akku können auch tagsüber geladen werden.
Bei Ersatz alter Geräte auf niedrigeren Standbyverbrauch achten!

Leider ist ein Großteil der gewerblichen IT nicht abschaltbar (Die Drucker mit Lösemitteltinte würden sonst eintrocknen, der Web- und Mailserver muss 24h erreichbar sein und nein – der bleibt im Haus und kommt NICHT in die Cloud!)

Der private Grundverbrauch mit 140W (zzgl. Heizung) liegt im Normalbereich.
Schade, dass viele Geräte keinen richtigen Netzschalter mehr haben.

Aber vielleicht fällt mir ja noch weiteres Optimierungspotential ein.
Allein das mit dem Backup-Server in Standby war nur ein paar Klicks – durch etwas Nachdenken spart das eine Menge Strom – und Geld!

Also schaut doch mal bei Euch, ob sich da auch unnötige Standby-Verbraucher finden lassen!

Fürs Heimkino und Juniors Spielkonsolenecke haben wir schaltbare Steckdosenleisten im Einsatz.
Da kämen sonst auch noch einmal 50 Watt Dauerlast zusammen – für nichts!
Wenn die Konsumenten also Strom sparen sollen – wieso zum Henker haben die Geräte dann so einen hohen Standby-Verbrauch und vor allem – keinen Netzschalter!?
Muss alles immer aus der Cloud erreichbar sein?
Ich meine NEIN!