Providerwechsel ist ganz einfach

Von einem Versuch, den Mobilfunkanbieter zu wechseln.

Providerwechsel ist ganz einfach

Ich telefoniere nur wenig mit dem Handy. Eigentlich fast gar nicht. So war ich auch recht lange mit dem Gratis-Angebot von Kabel-BW zufrieden, das in unserem Kabelanschluss enthalten war.
Kabel-BW wurde dann irgendwann von Unitymedia übernommen und Unitymedia von Vodafone. Großer Fisch frisst kleinen Fisch und wird von noch größerem Tier gefressen. So ist eben der Lauf der Dinge.
Jedenfalls war das Kabel-BW Mobilangebot ein O2-Tarif und sowas kann Vodafone nicht wirklich gratis anbieten wollen. Folgerichtig wurde uns die Mobiloption aus dem Kabelanschluss gekündigt.

Providerwechsel ist ganz einfach

Was also tun? Mit Resellern hatte ich bereits schlechte Erfahrungen gemacht.
Daher sollte es ein Vodafone- oder Telekom-Anschluss sein. In einem Prepaid-Angebot von Vodafone fand ich dann auch etwas passendes. 9,90 Euro pro Monat ist zwar 9,90 Euro teurer als vorher, aber besser als ein Vertrag, bei dem locker das doppelte fällig wäre. Und 24 Monate Laufzeit wollte ich sowieso nicht.

Das lief dann wieder einige Zeit ganz gut. Nur hat es mich oft genervt, dass bei Vodafone keine automatische Aufladung per Lastschrift möglich ist.

OK, eigentlich ist das möglich, aber die erste Aufladung muss man über einen Dienstleister machen, dem man seine Kontozugangsdaten inklusive PIN und TAN fürs Onlinebanking mitteilen muss und der sich herausnimmt, neben der „ersten Überweisung“ auch gleich die Kontoverläufe der letzten paar Wochen auszuwerten.
Abgesehen davon, dass die meisten Banken einer Weitergabe der Bank-Zugangsdaten sowieso verbieten, sehe ich es nicht ein, irgendeiner Firma nur wegen einer popeligen Zahlung Vollzugriff auf mein Bankkonto zu gewähren. Der Fall Wirecard und einige andere sprechen klar dagegen, dass man irgendeinem Zahlungsdienstleister vertrauen kann. Jedenfalls kam ich nie über diese Hürde.

Als dann UMTS abgeschaltet wurde, stand ich auf einmal mitten im angeblichen High-Tech-Land Deutschland im Funkloch. Zwischen Bietigheim-Bissingen und Besigheim, auf dem Feld, fand Google Maps keine Fahrradstrecke, da kein Netz mehr vorhanden war. LTE? Fehlanzeige.
Im Sommerurlaub in Bayern 2021 gab es zwischen Nesselwang und Füssen nur noch ein E im Display, also Telefon OK, aber keine Daten mehr. Auf der Experimenta in Heilbronn – kein Netz!
Sorry, aber wenn man UMTS abbaut und LTE nicht gleichermaßen aufrüstet, dann ist das klein Fortschritt, sondern eher ein Schritt zurück. Da gibt es 3. Welt-Länder mit besserer Netzabdeckung.

Ein weiteres nerviges Ding bei Vodafone sind die dauernden Werbungen.
Beispielsweise zum Kombitarif für Festnetz und Mobilfunk.
Das ist ja ganz nett gedacht. Nur, wenn man als Geschäftskunde angemeldet ist und dauernd irgendwelcher Werbemüll eingeblendet wird, der auf PRIVATKUNDEN-Angebote verweist, dann bekommt man schon manchmal so das Gefühl, dass da irgendwer seine Hausaufgaben nicht richtig macht. Zumindest die Webseite sollte doch sauber funktionieren.
Nochmal: Ich bin als GESCHÄFTSKUNDE im Vodafone-System angemeldet, mit allen meinen Daten und bekomme auf der Vodafone-Webseite eingeblendet, dass ich „hier klicken“ soll, weil ich dann ein viel besseres Kombi-Angebot bekomme. Die Werbung leitet aber auf die Privatkunden-Seite weiter.
Ist das Professionell?
In meiner Welt nicht wirklich. (aber mittlerweile wissen wir ja, dass es verschiedene Realitäten gibt!)

Was neues muss her.

Also habe ich mich wieder auf die Suche nach etwas Neuem begeben.
5G sollte es sein. Die meisten günstigen Angebote waren aber ohne 5G, 5G gegen heftigen Aufpreis oder nur mit Vertrag (min. 24 Monate und ab 20,- Euro im Monat).
Da kam das Angebot der Telekom mit 99,95 Euro für ein Jahr incl. 5G gerade recht.

Du bekommst 100,- Euro geschenkt, zahlst aber dafür 100,- Euro!
Linke Tasche -> Rechte Tasche!

Auf der Telekom-Seite stand der Hinweis, dass man bei Vertragsschluss 100,- Euro Guthaben bekommen würde. Also 99,95 Euro zahlen, 100 Euro bekommen – 5cent Gewinn im ersten Jahr. Wenn das kein Angebot ist!
Nun, im Kleingedruckten stand dann allerdings, dass die SIM-Karte extra kosten würde.
Im kleinen Prepaid-Vertrag 9,95 Euro (bei 10,- Euro Guthaben) im Jahresvertrag bei 100,- Euro allerdings 99,95 Euro.
Die SIM-Karte kostet also immer genau so viel, wie das angebliche Guthaben.
Dabei gibt es technisch keinerlei Unterschiede bei den SIM-Karten, nur der gebuchte Tarif unterscheidet sich. Sowas nenne ich Nepp, die Telekom sieht das anders und versteht meinen Einwand nicht!

Auf meine Nachfrage beim Fratzenbuch-Team der Telekom (dort bekommt man am ehesten Antwort) gab es erst eine Diskussion, später dann sogar ein Telefonat. Man schien meinen Einwand absichtlich nicht verstehen zu wollen:
Wenn ein Tarif mit 99,95 für ein Jahr inklusive Bonus von 100,- Euro angeboten wird, dann gehe ich davon aus, dass man 5 cent geschenkt bekommt. Wenn dann in der Bestellung plötzlich noch eine SIM-Karte benötigt wird, die wieder 99,95 Euro kostet, hat man effektiv doch keinen Bonus enthalten und wenn die SIM-Karte je nach Tarif immer genau so viel kostet, wie der angebliche Bonus, dann fühle ich mich da schon etwas getäuscht.

Gerne kann man für die SIM-Karte etwas verlangen, aber wieso kostet das gleiche Stück Hardware einmal 9,95 Euro und einmal 99,95 Euro?
Bei technisch identischen SIM-Karten sollte doch auch der Preis identisch sein. Die Kosten für die Tarife sind natürlich je nach Leistung unterschiedlich, aber wieso kostet dasselbe Stück Hardware einmal 9,95 Euro und einmal 99,95 Euro?
Immerhin wurden die Texte auf der Telekom-Seite mittlerweile etwas abgeändert. Wow, die Telekom reagiert auf mich kleinen Wicht. Jetzt stehen die einmaligen Preise zumindest besser sichtbar auf der Seite. Es ist also nicht mehr so überraschend, aber immer noch seltsam.

Noch mehr versteckte Kosten und die Bestellung ist weg!

Nach einigem Überlegen, wollte ich den Tarif dann trotzdem bestellen. 8,33 Euro pro Monat mit 2GB und 5G ist ein recht guter Preis, zumal direkt beim Netzbetreiber und nicht bei irgendeinem Reseller.
Daher habe ich mich auf die Telekom-Webseite begeben und den Tarif bestellt.
Bei der Bestellung tauchen dann allerdings weitere versteckte Kosten auf:
Für die Zusendung der SIM-Karte werden 6,95 Euro an Nachnahmegebühr fällig.
Eine andere Zahlungsart als Nachname für die SIM-Karte steht nicht zur Auswahl. Das ist ebenfalls ärgerlich, aber immerhin bin ich jetzt schon fast fertig mit der Bestellung, da akzeptiere ich das genervt.

Nur noch das Video-Ident…
Nach der Bestellung kam die Video-Identifizierung, bei der man mit einem Telekom-Mitarbeiter videofoniert und dabei seinen Ausweis in die Kamera halten muss. Die Daten wurden abgeglichen und ich erhielt die mündliche Bestätigung, dass alles OK wäre und die bestellte SIM-Karte in 2-3 Tagen bei mir wäre.

Fein!
Vorab hatte ich schon bei Vodafone die SIM für die Rufnummern-Mitnahme freigeschaltet.
Jetzt hieß es nur noch warten…
und warten…
und warten…

2 Wochen später (wir waren zwischenzeitlich in Urlaub) habe ich in meinem frisch angelegten Telekom-Account keine Spur des Vertrages gefunden. Da auch keine Bestätigung per Mail gekommen war, hatte ich schon einen gewissen Verdacht.
Der Anruf bei der Hotline brachte Gewissheit: Es lag kein Auftrag vor!
Toll – dabei hatte der Mensch bei der Videoidentifizierung die Auftragsdaten (Name, Adresse, usw.) ja noch abgeglichen – zwischen fotografiertem Ausweis und den Auftragsdaten.
Vielleicht speichert die Telekom Kundendaten ja in einer Cloud?

Der Anruf bei der Hotline war auch nicht ganz so einfach:
Hotline -> Computer: Bitte ihre Handynummer eingeben.
Fein, hab ich ja nicht, oder vielleicht geht ja die zu übertragende Nummer?
Computer: Die Handynummer ist uns nicht bekannt…
Toll,
Bestellannahme: Kundenberater: Da kann ich leider nicht weiterhelfen, ich verbinde… -> zur Hotline.. Ungeschickt, weil:
Hotline -> Computer: Bitte ihre Handynummer eingeben…
Super schlau ausgedacht, Respekt Telekom!
Beim 3. Versuch konnte ich dann zumindest die Bestätigung erhalten, dass die Telekom keinen Auftrag von mir vorliegen hatte.
Das nervt!

Video-Identifizierung ganz leicht in 1-2-3-4-5 Versuchen…
Leicht gestresst habe ich mir bestätigen lassen, dass kein Auftrag vorliegt, ich will ja nur einen Auftrag auslösen. Danach habe ich nochmal bestellt. Fehlt nur noch die – eigentlich bereits erfolgte – Videoidentifizierung.

Es folgt das Einführungsvideo, danach „Bitte warten“. Nach 30min habe ich abgebrochen (habe einen großen Bildschirm und nebenher gearbeitet, das nervt aber trotzdem.
Neuer Versuch – wieder das – nicht überspringbare – Einführungsvideo, dann „Sie sind an Stelle 5 der Warteschlange“… Warten … Dann ein Kundenberater, Klick „kurze Unterbrechung“ – Die Verbindung wurde beendet.
Das passierte noch 2x. Danach ging erst mal gar nichts mehr – Verbindungsfehler.
Browser-Cache geleert, anderen Browser ausprobiert – es ging nicht. Nach einer Pause ging es dann wieder.
Bei „Sie sind an Position 5 der Warteschlange…“ kam dann plötzlich meine Frau. Man müsse JETZT mit dem Junior zum Rathaus, um einen neuen Reisepass zu beantragen. Dazu wird mein Ausweis benötigt.
Tja, da kann man nicht widersprechen, also abgebrochen. Eigentlich wird der Ausweis nie benötigt, aber ausgerechnet heute zur selben Zeit an 2 verschiedenen Orten. In IT-Kreisen nennt man sowas Murphys Gesetz.

Später am Tag dann noch 2x dieses nicht spannende und nicht überspringbare Video anschauen dürfen und plötzlich hat es funktioniert! Die Video-Identifizierung lief durch!
Es gab danach sogar eine Auftragsbestätigung per Mail. Jetzt beginnt das spannende Warten.
Werde ich bald eine Telekom-SIM bekommen? Oder 2? Oder gar keine? Lässt Vodafone mich gehen? Werden wir nach der Wahl eine schlaue Regierung bekommen?

Eine eigentlich überflüssige kurze Nachricht zum aktuellen Stand an das Social Media Team der Telekom auf Fratzenbuch wurde beantwortet mit „Ja, heute läuft da einiges nicht rund“.
Toll – es lag zumindest nicht an mir – wieder ein paar Stunden sinnlos Lebenszeit verschwendet…

Die Konzerne sind sich immer noch zu fein, Systemfehler direkt auf der Webseite zu kommunizieren.
Anstatt ehrlich den Status anzugeben, was technisch total einfach wäre, lässt man die Kunden stundenlang in der Schleife rotieren.

Das Problem gibt es aber bei ALLEN Konzernen.
Gerne wird der Kunde bei Problemen mit Aufgaben beschäftig (Stecker ziehen, Reset, Werksreset, anderer Browser, usw.), Damit redet man ihm ein, das Problem läge auf Kundenseite. Die Technik des Konzerns ist ja offiziell immer und zu 100% verfügbar.
Irgendwann hat der Konzern seine Probleme behoben und es funktioniert wieder. Der Kunde meint, die Tipps der Hotline hätten geholfen und merkt nicht, dass er verarscht wurde.
Fazit: Der Kunde denkt, die Hotline wäre kompetent, weil sie ihm geholfen hätte und natürlich liegt es niemals an den Geräten des Konzerns. Damit bleibt der gute Ruf des Konzerns unbeschädigt.
Dass damit weltweit über alle Firmen hinweg Lebenszeit ohne Ende vorsätzlich vergeudet wird, ist unfassbar.

Merke: Traue keinem Telekom-Konzern – und keinem Bankster – und Politikern schon garnicht!


Nach über 35 aktiven Jahren in der IT bin ich wohl zu alt für diesen Scheiß!

Immerhin – es kamen mehrere Mails und sogar die Bestätigung eines Termins:
Am 31.8.2021 sollte die Rufnummer auf den neuen Vertrag umgestellt sein.
Ich bin gespannt…