Vom Elektroauto zurück zum Verbrenner

Nein,  nicht wirklich. Eine Verbrenner wollte ich eigentlich nie wieder fahren, aber leider kommt es manchmal anders als man denkt.
Aber der Reihe nach.
Vom Elektroauto zurück zum Verbrenner
Der Nissan Leaf ZE1 war ja nur als Zwischenlösung gedacht bis irgendein Fahrzeug mit >60kWh Akku bzw. >400km Reichweite verfügbar ist. Eigentlich hätte es ja der Leaf mit 60kWh-Akku werden sollen. Davon hört und sieht man aber nichts. Dafür gibt es jetz den Hyundai Kona mit 64kWh-Akku und 400km Reichweite.
Da haben wir spontan zugeschlagen und so ein Auto bestellt. Ein Traum. Nur leider mit langer Lieferzeit – wie bei den meisten Elektroautos (Tesla ist leider zu groß, so ein Schiff passt nicht zu uns.)
Als Liefertermin für den Kona Elektro wurde Januar 2019 angekündigt und mittlerweile ist der Termin schon relativ sicher.  Den Leaf ZE1 wollte ich vorher verkaufen, nicht daß nachher 2 Fahrzeuge im Hof stehen.
Nachdem ich das Auto inseriert hatte gab es auch recht schnell ein paar Interessenten und mittlerweile ist der Nissan Leaf ZE1 verkauft.
Für die Überbrückung bis zum Kona Elektro musste natürlich ein Mietwagen her der uns vom Autohaus freundlicherweise recht günstig als Mietwagen zur Verfügung gestellt wurde. Leider aber kein Elektroauto sondern ein Verbrenner. Da müssen wir jetzt durch.
Für die 8 Wochen bis zum neuen Auto war meine einzige Vorgabe nur 4 Türen (Bei einem 2sitzer ist der Einstieg fürs Kind sonst zu beschwerlich).  Auf die Nachfrage ob es auch ein Corsa sein darf meinte ich das wäre ok wenn es nicht die 70PS-Version ist.
 
Der Verbrenner
Bekommen habe ich jetzt eine kleine „Rennsemmel“.
Ein Opel Corsa 1.4 Turbo OPS-Line mit Recaro-Sitzen und 150PS.
Für Verbrenner-Fahrer vermutlich ein Leckerbissen, aber wie ist das Fahrzeug aus der Sicht eines Elektroauto-Fahrers?
Nach 11 Jahren Automatik bzw. Elektroauto war es der erste Kontakt mit einem Schaltgetriebe (6-Gang).
Sollte doch kein Problem sein oder? Bremse treten, Schlüssel einstecken (einen Startknopf gibt es nicht), drehen – nichts.
Im Display taucht die Meldung auf „Zum Starten Kupplung treten“.
Hoppla. Zum Glück hat das Auto den Fehler bemerkt.  Andere Verbrenner hätten da wohl gleich einen Satz gemacht. Also nochmal Kupplung treten, Schlüssel drehen, Motor läuft. Das Auto vibriert und brummt.
Bevor ich von der Kupplung gehe vorsichtshalber nochmal prüfen ob kein Gang drin ist.
Vollgetankt zeigt das Auto 500km Reichweite an – das ist auch nicht wirklich viel.
Laut Spritmonitor soll das Auto wohl 8-9l auf 100km verbrauchen. Zum Vergleich – die Energie des Leaf für dieselbe Strecke ist umgerechnet ca. 1,5l!
Die erste Fahrt verläuft recht problemlos. Unterwegs überholt micht ein BMW M325 – die Modellbezeichnung scheint selbstgebastelt. Jedenfalls röhrt er mächtig.
Ob er sich mit einem Opel Corsa Turbo messen möchte?
Mir egal, ich bin aus dem Alter raus.  Ausserdem bin ich mit der Mechanik beschäftigt Kuppeln und rühren, kann mir nicht vorstellen daß es Menschen gibt die diese Betätigung toll finden. Absolute Steinzeit. Immerhin muss ich kein Zwischengas geben.
Für 8 Wochen ist das Auto ok. Länger will ich so einen Verbrenner nicht fahren. Ich vermisse jetzt schon das Elektroauto.
Am nächsten Tag fährt meine Frau mit dem Auto. Auf meine Frage wie es war meint sie: Da muss man den Schlüssel in die Hand nehmen um das Auto aufzuschliessen. Die Rundum-Kamera fehlt mir auch (sorry, die gibts dann im neuen Kona auch nicht mehr, hatte nur der Leaf). Und laut sei das Auto. Und an der Tankstelle wird der Sprit für 1,65 Euro der Liter angezeigt, das wird ja extrem teuer wenn wir das Auto auffüllen müssen.
 
Am nächsten Tag geht es auf eine kleine Tour.
An die Schalterei und Kuppelei habe ich mich mittlerweile schon fast gewöhnt, aber Spass macht das nicht.
Ich frage mich nur wo die 150PS sind. Das Auto zieht keine Wurst vom Brot.
Nach einigen Versuchen dann die Erkenntnis: Das Auto braucht Drehzahl, dann klappt es auch mit dem Drehmoment. Kein Vergleich mit einem Elektrofahrzeug bei dem die Kraft ab Stillstand zur Verfügung steht.
Leise fahren bei maximal 2000 U/min und gute Beschleunigung geht nicht. Erst ab 3000 Umdrehungen hat die Kiste richtig Kraft. Das wird dann aber auch gleich recht laut.
Als ich diese Erkenntnis überprüft habe und an der Ampel mal richtig aufs Gas gelatscht bin kam sofort von hinten der Kommentar: „Du Papa, das hört sich aber jetzt so an als wären wir richtige Angeber“.
Als ich nachgefragt habe ob unserem Junior das Auto gefällt meinte er: „Nein, das ist so laut und stinken tut es auch“. Was er denn für ein Auto wolle: „Auf jeden Fall ein elektrisches“.
Am Ziel der Ausfahrt will ich am Berg rückwärts einparken. Es klappt nicht. 4-5x versuche ich den Rückwärtsgang einzulegen, Kupplung kommen lassen, Gas geben, das Auto rollt nach vorne.
Dann die Erkenntnis – da war doch mal was mit Handbremse!
Ja, das Auto muss am Berg mit der Handbremse gegen Wegrollen beim Anfahren gesichert werden. So hat man das doch früher auch immer gemacht. Also Handbremse anziehen, Kupplung treten, Rückwärtsgang einlegen, Gas geben, Kupplung kommen lassen, Handbremse lösen. Also 3 Hebel gleichzeitig bedienen und mit dem Lenkrad in die Parklücke zielen. Es klappt!
Wow, ich komme mir vor als hätte ich das Feuer erfunden.
Verbrenner fahren ist echt anstrengend.
Kein Wunder sind die Fahrer oft gestresst und agressiv oder abgelenkt.
 
Fazit:
Eine Dampflock bleibt eine Dampflock, auch wenn man digitale Instrumente einbaut. Verbrenner sind einfach veraltete Technik. Für die 8 Wochen ist das Auto ausreichend, aber ich zähl die Tage bis ich wieder elektrisch fahren kann.

Themenübersicht Elektromobilität