Homegardening Teil1 – Salat und Gemüse im Büro anbauen – der Anfang!

Mein Projekt zum Anbau von Salat, Tomaten, Gurken und sonstigen Pflanzen im Büro!
Homegardening Teil1 - Salat und Gemüse im Büro anbauen - der Anfang!
(10.2018)
Homegardening, Indoor-Gardening, Home-Growing. Das sind so die Schlagworte nach denen man sucht wenn man im Haus Salat oder Gewürze anbauen will. Die meisten Links führen allerdings zu Anbauanleitungen für Hanf und sonstigen Drogen. Darum geht es hier ausdrücklich NICHT.
Vorgeschichte
Homegardening Teil1 - Salat und Gemüse im Büro anbauen - der Anfang!
Neulich sollte ich beim Einkauf Salat und eine Gurke mitbringen.
In nahegelegenen Supermarkt lagen jede Menge Gurken rum. Allerdings kein Vergleich zu den im eigenen Garten angebauten Exemplaren. Die ersten 3 Gurken die ich in die Hand nahm bogen sich vergammelt und weich nach unten. Anscheinend war die Lagerdauer schon deutlich überschritten. Da habe ich auf den Kauf verzichtet. Beim Salat war es nicht viel anders. Der Salatkopf war in Plastikfolie(!) eingepackt. An der Unterseite war die Folie glitschig braun verschmiert. Da hat anscheinend bereits der Zersetzungsprozess eingesetzt.
Leider bringt der Garten jetzt zum Ende der Saison nicht mehr viel.
Daher überlegte ich eine Alternative die mir schon früher öfters durch den Kopf ging – Anbau von Salat, Tomaten, Gurken und was einem sonst noch einfällt im Büro.
Dazu gab es natürlich wieder die üblichen Kommentare „Du spinnst“, „Schwachsinn“, „Du hast zuviel Zeit“, usw. Also genauso wie damals mit dem PC (1980), Internet, Photovoltaik, Elektroauto. Alles sinnlose Dinge ohne Zukunft.
Allerdings haben viele Leute Pflanzen in der Wohnung ohne daß sich jemand darum Gedanken macht. Was spricht dagegen daß man statt Zierpflanzen was eßbares anbaut?
Mittlerweile gibt es erstaunlicherweise einige Menschen die ähnliches probieren.
Vor allem in Städten mit wenig Platz ist der Heimanbau von Salat und Gemüse mittlerweile richtig Hip.
Sogar Bars mit Salat-Schränken im Hintergrund gibt es schon, da kommt alles frisch aus dem Regal.
Richtig Schwung bekommen solche Projekte durch die immer besser und billiger werdende LED-Technik.
Denn ohne Beleuchtung wachsen Pflanzen nicht. Nur war das bisher mit extrem viel Energieverbrauch gekoppelt.
Eine 100W Pflanzenlampe lässt den Salat im Wohnzimmer zu einem teuren Vergnügen werden, immerhin muss die Lampe 14-16 Stunden täglich brennen. Mit LED-Leuchtmittel lässt sich der Energiebedarf um 90% reduzieren, da wird es dann interessant.Homegardening Teil1 - Salat und Gemüse im Büro anbauen - der Anfang!
Erde im Büro ist allerdings nicht so mein Ding. Wegen Schimmelneigung dachte ich eher an Hydrokultur, Hydroponing oder ähnliche Anbaumethoden in denen die Gewächse ohne Erde angebaut werden. Ikea bietet mittlerweile so ein System an. Växer heisst das System. Sieht gut aus, scheint zu funktionieren, ist aber sehr teuer. Für ein komplettes Set incl. Beleuchtung kann man gut 150,- Euro oder mehr ausgeben. Das muss billiger gehen!
Der Anfang
als erstes benötigt man Behälter und Licht.
Licht
Normale Leuchten sind kaum für die Anzucht von Pflanzen geeignet. Spezielle Pflanzenlampen gibt es aber in allen erdenklichen Ausführungen im Internet zu kaufen. Leider gibt es keinerlei Hinweise, welche Leuchtmittel auch wirklich funktionieren. Ich habe mich dann für eine hochwertige Lampe für 35,- Euro entschieden mit der ich hauptsächlich meine Kaffeepflanzen durch den Winter bringen will und einen 2er-Pack einfacher Leuchten für 30,- Euro (15,- pro Leuchte).
Aufgehängt habe ich die Leuchten mit Mikrofonständern, da ich früher Beschallung gemacht habe stehen davon noch viele zur Verfügung.
Homegardening Teil1 - Salat und Gemüse im Büro anbauen - der Anfang!
Dank höhenverstellbarem Stativ und Längenverstellbarem Galgen ist man da sehr flexibel. Alternativ tut es natürlich jede andere Konstruktion mit der man die Leuchten aufhängen kann. Geschaltet wird das Licht mit einer Zeitschaltuhr. Bei mir in der Luxusausführung einer Fritz! DECT Funksteckdose. (Die lag noch rum).
Das waren dann auch schon alle Ausgaben für Hartware.
Die Bilder sind übrigens deswegen so lila-stichig weil die Pflanzenlampen überwiegend rotes und blaues Licht erzeugen.
Die nächsten Aufnahmen mache ich dann bei Tageslicht, versprochen.
Von aussen sieht das aus wie eine Drogenplantage, bin gespannt ob ich da mal Besuch von der Staatsgewalt oder potentiellen Kunden bekomme 🙂
Pflanzbehälter
Für die Bepflanzung gibt es unterschiedliche Meinungen ob es eher Tongranulat oder Bimsstein sein soll. Ich habe einfach beides gemischt.
Als Behälter für die Pflanzen verwende ich kleine Körbchen die ich mit meinem 3D-Drucker gedruckt habe.
Damit lassen sich alle möglichen Größen und Formen drucken und die verschiedenen Teile gut vergleichen.
Homegardening Teil1 - Salat und Gemüse im Büro anbauen - der Anfang!Natürlich könnte man solche Pflanzenkörbchen einfach und billig kaufen. Allerdings eignen sich die Teile prima für Testdrucke und Optimierung des 3D-Druckers – man braucht viele davon und wenn der Druck nicht ganz so sauber ist macht es nichts. Ausserdem kann man Restfilament verdrucken für das man sonst keine Verwendung mehr hat. Und Spass macht das Selberdrucken auch nocht.
Gedruckt wird übrigens nur tagsüber, dann kommt der Strom von der PV-Anlage. Kostet nichts und schadet der Umwelt nicht.
Als Aufnahme für die Körbchen haben sich 1L-Eisschachteln als ideal herausgestellt.
Eine große Plastikbox für mehrere Körbchen ist mir zu unflexibel und lässt sich auch nur schwer woanders hinstellen oder öffnen wenn die Pflanzen mal gewachsen sind, da ist dann das Risiko groß daß man eine Pflanze beschädigt.
In die Eisschachteln passen immer 2 große Körbchen oder auch mehrere kleine. Da bin ich noch am experimentieren.
Damit bin ich startbereit. Fehlen nur die Pflanzen.
Pflanzen
Natürlich darf Salat nicht fehlen. Für die Aussaat habe ich ein altes Minigewächshaus mit Anzuchterde gefüllt und verschiedene Salat-Samen  ausgestreut. Aber das Keimen dauert viel zu lange. Was tun?
Ich bin dann einfach in den Garten und habe ein paar Erdbeerpflanzen ausgerissen und von Gurken und Tomaten ein paar Blätter abgerissen. Diese in mein „Anzuchtsystem“ gestellt und schon ist es ein bisschen grün. Dazu habe ich noch 2 Minigurken gesät, 2 normale Gurken und einen Kürbiskern in die Erde gedrückt.
Nach ca. 1 Woche sind die Salat-Setzlinge so weit gekeimt und gewachsen daß man sie in die Körbchen umpflanzen kann. Leider gefällt denen das Umpflanzen nicht wirklich, die Hälfte hat es nicht überlebt.
Daher habe ich jetzt neuen Salat gesät und neben dem Anzuchtbeet einfach 5 Pflanzkörbe direkt mit Samen versehen. Mal sehen ob das funktioniert.
Die Kosten
Man kann natürlich viel Geld ausgeben oder sich auf das Wesentliche beschränken.
Bei mir stehen als Kosten die 30, -Euro für die Pflanzenleuchten auf der Liste, die andere Leuchte ist ja für den Kaffeestrauch und nicht für das Gemüseexperiment. Die Eisbehälter waren Abfall, für den Druck der Körbchen habe ich Restmaterial verwendet. Für 20 Körbchen Material und Energie um die 5,- Euro.
Die Samen mann man im Baumarkt kaufen oder im Internet bestellen. Insgesamt habe ich 3,- Euro ausgegeben und da sind noch viele Samen übrig, das reicht auch für das Frühjahr im Garten.
Fixkosten damit keine 40,- Euro wobei das Licht der größte Posten ist. Ohne Licht wären es keine 10,- Euro gewesen. Und statt der Körbchen hätte man auch alte Joghurtbecher recyclen können. Einfach rundum viele kleine Löcher reinstechen und man kann die Teile prima verwenden. Nur standen das leider keine zur Verfügung.
Laufende Kosten entstehen durch die Beleuchtung. 30 W (2x15W LED) x 15 Stunden sind groß 0,5kWh am Tag. Also ca. 15cent pro Tag. Ein großer Teil kommt von der PV-Anlage, ist also bei mir noch etwas weniger.
Für ein Experiment jedenfalls kann man das investieren.
Ob es Sinn macht? Billiger als Salat aus dem Supermarkt wird es vermutlich nicht. Aber gegen den Energieverbrauch für das Licht steht der Transport aus fernen Ländern und vieles wird auch dort in Gewächshäusern statt im Freiland angebaut. Daher vermute ich mal daß der Heimanbau die Umwelt eher geringer belastet als die Ware aus dem Supermarkt. Lehrreich ist es auf jeden Fall und Spass macht es auch.
Und garantiert 100% Gift- und Genfrei. Einziges Risiko ist natürlich daß alles vor der Ernte eingeht.
 
4 Wochen nach Start des Experiments
Ein vom Garten eingebautes Gurkenblatt hat mittlerweile mächtig Wurzeln ausgetrieben und fängt an, oben auszutreiben, sehr spannend. Was das wohl wird?
3 Tomatenästchen aus dem Garten sind ebenfalls angewachsen und treiben Wurzeln und teilweise neue Triebe aus.
Die selbst gesäte Wassermelone sieht wunderschön aus.
Die gesäten Minigurken haben sehr lange und dünne Triebe, immerhin wachsen sie in meinem Hydro-System.
Die Erdbeerpflanzen aus dem Garten wollen nicht ins Büro, von 4 eingepflanzen ist nur noch eine übrig.
Salat hatte ich um die 10 gekeimte Pflanzen, davon sind noch 5 übrig. Vermutlich habe ich es mit dem Giesen zu gut gemeint. Ein Salat sieht schon richtig gut aus, die 4 anderen scheinen zu wachsen. Von einer Ernte sind wir aber noch weit entfernt.
Salat, Gurken und Tomaten an Weihnachten aus dem Büro, das wäre ein Spass!
Das Experiment geht weiter.