Kurzer Ausflug in den Resin-Druck

Kurzer Ausflug in den Resin-Druck

Mein kleiner Erfahrungsbericht zum Anycubic Mono X Resindrucker



Ich hab einen kleinen Ausflug in die Welt des Resin-Drucks gemacht und mir einen Anycubic Photon Mono X zugelegt. Dazu im Paket gleich die Wash- & Cure Station, um die Drucke zu waschen und zu härten.
Vorab gleich mein ernüchterndes Resultat – das ist nichts für mich.
Aber der Reihe nach…

Kurzer Ausflug in den Resin-Druck



Mein Anycubic i3 Mega hat leider das Zeitliche gesegnet.
Eigentlich war der Drucker immer sehr zuverlässig, aber beim Druck eines Klorollenhalters hat er dann leider den Geist aufgegeben.
Man kann entweder mit dem Drucker basteln oder am Drucker basteln. Ich bevorzuge einen Drucker, mit dem ich etwas basteln kann. Andere basteln lieber am Drucker.
Da ich keine Lust auf eine aufwändige Reparatur hatte, schaute ich mich nach etwas Neuem um. Die Drucker sind ja auch mittlerweile extrem billig und Reparaturen lohnen sich kaum. Zumindest nicht, wenn man die benötigte Zeit mit berechnet. Da ich den i3 Mega noch gebraucht an einen Bastler los bekam, suchte ich also nach einem Ersatz.

Resin-Drucker

Im Gegensatz zu meinen bisherigen 3D-Druckern, die mit geschmolzenem Filament arbeiten, drucken Resin-Drucker mit Licht. Die Technik hat mich schon immer fasziniert. Nur gab es bisher noch keine Geräte, die die für meine Drucke benötigte Größe schafften. Mit dem Mono X war jetzt so ein Gerät verfügbar. Das wollte ich mal ausprobieren.

Einfach erklärt, wird bei Resin-Druckern eine Flüssigkeit (das Resin) in eine Schüssel gefüllt. Diese Flüssigkeit härtet durch die Bestrahlung mit UV-Licht aus.
Allerdings benötigt es entweder Zeit oder viel UV-Licht für die Aushärtung. Das kann man sich zunutze machen, um Licht durch die Flüssigkeit hindurch gezielt auf einen Punkt in der Schüssel zu konzentrieren und genau an dieser Stelle, härtet die Flüssigkeit aus.
Dieser Belichtungspunkt befindet sich an einer genau definierten Stelle, das Resin haftet durch die Aushärtung an einer Druckplatte, die Platte wird einen winzigen Schritt nach oben gezogen, die nächste Schicht wird belichtet und haftet an der vorhergehenden Schicht, und so weiter. Mit der Zeit entsteht durch das abwechselnde Belichten und Anheben der Platte ein 3D-Druck. Wie durch Geisterhand wächst ein Objekt aus der Flüssigkeit. Das sieht durchaus beeindruckend aus.

Die Consumer-Resin-Drucker verwenden dabei ein LCD-Panel zur Belichtung der Flüssigkeit. Dabei wird immer eine komplette Ebene belichtet. Das Licht dringt durch das Resin und härtet in einer Fläche aus. Das geht recht flott und die Druckgeschwindigkeit ist immer gleich, egal, wie viel Objekte man gleichzeitig auf die Platte setzt. Die Druckzeit ist nur abhängig von der Druckhöhe und damit der Anzahl der Schichten.

Die ersten Resin-Drucker für Heimanwender hatten relativ kleine Bauräume und waren daher nur für sehr kleine Objekte brauchbar. Dafür hatten sie im Gegensatz zu den FDM-Druckern (diese Filament-Schmelzer) den Vorteil, dass sie eine sehr hohe Auflösung hatten und selbst filigrane Teile sichtbar waren.
Die aktuellen Geräte haben deutlich größere Bauräume, daher war ich der Meinung, so ein Resin-Drucker könnte als Alternative für den Anycubic i3 Mega taugen.
Also habe ich mir den Anycubic Mono X bestellt. Dazu ein weißes Eco-Resin und die Wash- & Cure Station.

Der Drucker ist sehr kompakt und wird praktisch betriebsfertig geliefert. Man muss das Gerät nur auspacken, die Druckplatte justieren (das ist in 2 Minuten erledigt), Schüssel für das Resin einsetzen und kann dann schon losdrucken. Für den Anfang nimmt man einfach den Demowürfel auf der beiligenden SD-Karte.
Tja und da ging es dann gleich los.

Die Druckflüssigkeit, Resin genannt, stinkt wie Sau. Das war mir bereits vorher bekannt, deswegen hatte ich mir extra das Eco-Resin bestellt, das angeblich nicht stinken soll.
Sorry, aber in meiner Nase war auch das sehr unangenehm.
Das Eco-Resin hat zum Standardresin auch komplett abweichende Druckeinstellungen. Deswegen ging der Demodruck auch gleich mal komplett in die Hose.
Da das Resin zudem undurchsichtig ist, kann man das erst nach ungefähr 1,5 Stunden Druckzeit erkennen.
Da hatte sich dann bereits eine dicke Schicht am Boden der Schüssel gebildet.
Das Vorgehen ist dann wie folgt: Drucker ausschalten. Druckplatte hochfahren und entfernen. Dabei muss man tierisch aufpassen, weil alles tropft und sabbert und trotz Vorsicht gibt es eine ziemliche Sauerei. Weil das Resin extrem ungesund ist, trägt man dazu natürlich Handschuhe und Maske. Auch auf die Haut sollte nichts tropfen. Zur Ablage der Druckplatte benötigt man einen großen Behälter.
Nach dem Entfernen der Druckplatte kann man die Druckwanne mit der Flüssigkeit aus dem Drucker nehmen. Dabei muss an extrem aufpassen, dass kein Resin auf das LCD tropft.
Das überschüssige Resin leert man über einen Trichter mit Filter zurück in die Resin-Flasche. Das ist auch eine ziemliche Sauerei, weil das Eco-Resin offensichtlich für die mitgelieferten Filter zu dickflüssig ist. Nachdem das geschafft ist, braucht man sehr viel Tücher, um die Druckwanne zu säubern, das Resin tropft und klebt sonst überall.
Am Boden der Druckwanne ist eine sehr dünne Folie angebracht, diese soll das Licht durchlassen, aber gleichzeitig keine Flüssigkeit. Diese sogenannte FEP-Folie ist sehr kratzempfindlich und muss immer penibel gesäubert werden. Kratzer in dieser Folie lenken das Licht ab und beeinträchtigen die Druckqualität.
Die Belichtung des Resins erfolgt immer direkt an der Grenze zwischen dieser Folie und der Druckplatte (bzw. dem bereits gedruckten Objekt). Sobald irgendein Druckfehler auftritt und das Druckobjekt nicht mehr an der Druckplatte haftet, bildet sich an der Folie ein Klumpen.
Dieses gehärtete Resin muss man vor dem nächsten Druck vorsichtig von der Folie entfernen, dabei darf die Folie weder verkratzt noch beschädigt werden. Eine heikle Aufgabe.
Bevor man den nächsten Versuch starten kann, muss man auch genauestens schauen, ob noch irgendwelche gehärteten Stückchen Resin irgendwo vorhanden sind. Auch das zurück geleerte Resin muss immer gefiltert sein, denn schon kleinste Krümel können beim Herabfahren der Druckplatte Löcher in die Folie der Resinwanne stanzen. Die Folie ist zwar ein Verschleißteil, aber nicht gerade billig, für die neuen, großen Drucker noch kaum erhältlich und wenn Resin ausläuft, kann es den Drucker beschädigen.

Software
für die Druckaufbereitung gibt es verschiedene Slicer, das ist Software, die 3D-Objekte in Schichten zerlegt, damit der Drucker die Teile Stück für Stück drucken kann. Anycubic liefert hier bereits eine einfache, aber brauchbare Software mit. Damit kann man eigene Entwürfe oder Objekte aus dem Internet direkt drucken. Für die Erstellung eigener Objekte verwendet man 3D-Zeichenprogramme, wie beispielsweise Freecad.
Eine Steuerung über Netzwerk ist leider noch nicht möglich, Octoprint oder ähnliches gibt es in 3.2021 für den Drucker noch nicht. Man muss die Druckobjekte immer auf die SD-Karte kopieren und dann am Drucker den Druck starten.

Druckversuche

Kurzer Ausflug in den Resin-Druck

Ich habe verschiedene Objekte für Testdrucke ausgewählt, dafür im Blindflug Einstellungen aus dem Internet verwendet, aber die von verschiedenen Benutzern zusammengestellten Einstellungen waren zum selben Drucker und Resin doch sehr unterschiedlich.
Anscheinend hätte ich besser mit dem Standard-Resin anfangen sollen, für das auch die Demo-Drucke ausgelegt sind.
Irgendwann habe ich dann wirklich brauchbare Drucke hinbekommen und die Druckqualität ist extrem gut. Um Welten besser als FDM-Druck, da sind praktisch keine Layer mehr zu erkennen.
Die Eule auf obigem Foto ist mit dem Anycubic Eco-Resin gedruckt und auch bei naher Betrachtung sehr beeindruckend.

Kurzer Ausflug in den Resin-Druck

Mittlerweile hatte ich einige Informationen aus dem Web gelesen und mir noch ABS-Like Resin von Elegoo in transparent Blau und transparent grün bestellt.
Das soll angeblich weniger Geruch entwickeln, als das Anycubic-Material und in der Tat war es geruchsärmer. Trotzdem stinkt auch dieses Resin.
Als Testobjekt hatte ich eine Yoda-Figur von Thingiverse ausgewählt. Die hatte ich bereits mit dem i3 Mega für mein Heimkino gedruckt.
Die Druckqualität des Mono X ist extrem beeindruckend, nur leider gab es immer wieder Druckfehler an unterschiedlichen Stellen. Ich habe die Figur gedreht (man soll Objekte nicht direkt plan auf die Druckplatte setzen), verschiedene Stützen eingebaut (bei Resin arbeitet man quasi immer mit Stützen), die Einstellungen verändert, es wurde einfach nichts mit dem Druck. Irgendwann war ich dann der Überzeugung, dass dieses Objekt nicht für den Resindruck geeignet war.
Kann ja vorkommen, dass ein Objekt nicht zur Drucktechnik passt. Ich habe dann weitere Objekte ausgedruckt und war von der Qualität sehr angetan. Die Qualität ist wirklich extrem gut.
Allerdings gab es dann weitere Dinge, die mich ins Grübeln brachten:
Die Anwendung ist extrem siffig. Es tropft und kleckert, man muss mit Schutzbrille, Handschuhen und Maske arbeiten. Sehr schnell hat man irgendwo einen Klecks hinterlassen und muss aufwändig den Tisch oder Boden reinigen. Da ist der Schmelzdruck doch deutlich einfacher.


Wash & Cure
Die im Paket mitgekaufte Station für die Wäsche und Härtung der Druckobjekte passt leider nicht ganz zum Drucker. Zwar wird das im Paket angeboten, die Station ist aber für die kleineren Druckermodelle konzipiert und für den Mono X einfach zu klein. So passt die Druckplatte nicht zur Reinigung in die Station und wenn man zu groß druckt, nicht einmal die Druckobjekte. Das ist nervig.
Ich bin dann dazu übergegangen, die Objekte von Hand zu waschen. Das reicht vollkommen.
Das Waschen ist nötig, weil an den Objekten flüssiges Resin haftet. Das tropft und klebt und muss beseitigt werden. Dafür verwendet man in der Regel eine weitere Chemikalie: Isopropanol-Alkohol.
Die kennen zwar die meisten, deswegen ist das Zeug aber auch nicht ungiftig und stinkt ebenfalls extrem.
In einem unbelüfteten Raum sollte man weder Drucken, noch die Drucke nachbearbeiten!

Hat man die Drucke gewaschen, dann muss man sie noch nachhärten. Der Drucker härtet die Drucke nicht 100%, sondern nur so weit, dass das Zeug nicht gleich wieder ausseinanderfällt.
Für die Nachhärtung kann man die Drucke entweder für ein paar Tage in die Sonne stellen oder mit einer UV-Lampe härten.
Die Wash- & Cure Station hat dafür einen Drehteller und UV-LEDs eingebaut, man stellt das Druckobjekt 2 Minuten rein, dreht das Licht an und fertig sind die Druckobjekte.

Und dann war da ein Loch – Weg damit!
Resin-Drucker haben durchaus ihre Berechtigung und Zielgruppe. Für Modellbauer, Table-Top-Bastler und weitere Anwendungen, in denen es auf filigrane, detailreiche Wiedergabe im 3D-Druck ankommt, sind die Geräte perfekt geeignet. Aber für meine Anwendungen hatte ich mich wohl irgendwie verschätzt. Die Technik war zu mir nicht kompatibel. Ich habe den Geruch und das Gepantsche nicht ertragen. Vermutlich ist der einfache 3D-Druck die bessere Wahl für mich.
Mir fiel auch auf, dass die Folie in der Druckwanne immer verschlissener aussah. Trotz sorgfältiger Behandlung gab es Kratzer und Spuren der vorhergehenden Drucke. Wenn man ein Objekt mit großen Flächen senkrecht druckte, dann wird praktisch immer dieselbe Stelle mechanisch belastet. Die Belichtung erfolgt zwischen Druckplatte (bzw. bisherigem Drucklayer) und der Folie. Direkt nach der Belichtung haftet der Druck an Druckplatte und Folie. Wenn sich die Druckplatte anhebt, wird das Objekt von der Folie quasi abgerissen. Bei großen Objekten kann man das sogar als leichtes Knacken hören.

Kurzer Ausflug in den Resin-Druck

Nachdem ich einige weitere Objekte gedruckt hatte, sah die Folie (genauer FEP-Folie) schon recht mitgenommen aus.
Die Streifen sind NICHT durch das Kratzen mit irgendwelchen Objekten entstanden! Gesäubert wurde immer mit weichen Tüchern (nicht die auf dem Foto darunter liegenden groben Papiertücher).
Gerade als ich mich nach Ersatzfolien umsehen wollte, habe ich nach einem Druckjob bemerkt, dass die Folie ein Loch hatte. Ich konnte also erst mal nicht weiter drucken.
Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile kam ich dann zu dem Entschluss, dass Resin-Druck nicht mein Ding ist.
Pro: super Druckqualität, feinste Details werden wiedergegeben. Relativ schnelle Drucke. Bedienung des Druckers sehr einfach.
Für bestimmte Anwendungen sicher eine faszinierende Drucktechnik.

Contra: Resin stinkt wie Sau, ohne Belüftung geht da nichts. Das Material ist definitiv nicht gesund. Das Material ist giftig und nicht umweltfreundlich. Restmaterial und Reinigungsflüssigkeit muss als Gefahrenstoff entsorgt werden, das darf nicht einfach in den Hausmüll!
Der Druck ist teuer, vor allem wenn man regelmäßig eine neue FEP-Folie benötigt.
Der größte Kritikpunkt ist aber die Nachbehandlung der Drucke:
Mir ist das einfach zu viel Gesabber und Gepansche. Das Drucken an sich ist fast einfacher, wie mit einem Schmelzdraht-Drucker, aber die nötige Nachbearbeitung macht den Vorteil wieder zunichte.
Ich bleibe lieber beim Filament-Druck.
Drucker eingepackt, Widerruf und zurückgeschickt.
Erfreulicherweise hat Anycubic trotz der Gebrauchsspuren und der defekten Folie den kompletten Kaufpreis erstattet, das ist nicht überall üblich.

Fazit
Resin-Drucker sind eine faszinierende Technik. Der Druck funktioniert abgesehen von ein paar Eigenheiten recht problemlos. Die Druckqualität ist sehr überzeugend.
Mit dem Anycubic Mono X gibt es endlich auch einen großen Bauraum. Diese Größe ist aber gleichzeitig wieder eine Schwäche, denn die Technik mit der FEP-Folie kommt hier anscheinend an ihre Grenzen. Die Folie wird auf die große Fläche deutlich und hörbar belastet.
Ein Ersatz für herkömmliche 3D-Drucker ist der Resin-Druck nicht, aber eine Erweiterung für viele Einsatzgebiete, in denen es auf Druckauflösung und Wiedergabe feinster Details ankommt.
Geruch und gesundheitliche Gefährlichkeit der Resins sind aber ein Punkt, den man unbedingt vor Anschaffung eines solchen Gerätes überlegen sollte. Auch ist die Panscherei nicht jedermanns Sache.
Ich bleibe lieber beim Filament-Druck.