Kategorie: Akku 2.0 – ein Umweltkrimi

Meine 2. Geschichte :-)

Akku 2.0 – Kapitel 5

Kapitel 5 – Vollmond

Als Jan zu später Stunde wieder einmal mit Suzan ins Gespräch kam, fragte er „Sag mal, wieso hast Du nur die Kollegen eingeladen? Und Deine Mutter konnte nicht mitfeiern?“
Suzan schaute ihn traurig an „Wir sind ein kleines, eingespieltes Team. Wegen unserer Forschung und der vielen Arbeit kommen wir kaum mit anderen Menschen in Kontakt.
Dieses Haus hier haben wir auch erst vor ein paar Wochen bezogen, als mein Vater die Leitung des Labors übernommen hat. Vorher waren wir, das heißt das ganze Team, in Korea. Daher kenne ich hier noch niemanden und für die Freunde aus Korea war leider der Weg zu weit.
Meine Mutter lebt in China, die kann da leider nicht raus.“ Jan schaute sie verlegen an „Ich verstehe…“
Suzan unterbrach ihn „Ich glaube nicht, dass Du das verstehst. Aber ich freue mich auf jeden Fall riesig, dass Du vorbeigekommen bist.“
Sie sprang auf. „Darf ich Dir das Haus zeigen?“ Jan stand ebenfalls auf. Es war ihm etwas peinlich, vielleicht hätte er sie nicht auf ihre Mutter ansprechen sollen. „Gerne, das würde mich sehr interessieren“.

Suzan führte Jan herum und je mehr er sah, desto mehr staunte er. Ein Wohnzimmer von über 200 Quadratmetern, mehrere Schlafzimmer, eine Küche die sicher für über 100 Personen ausreichen würde und ein Speisesaal der bequem 50 Personen fasste.

„Ihr wohnt zu Zweit in dieser riesigen Villa?“ Suzan lächelte „Wir haben noch eine Haushälterin. Die heißt Maria und arbeitet schon für meinen Vater, so lange ich mich erinnern kann. Sie ist auch immer mit uns umgezogen und gehört praktisch zur Familie.

Eigentlich wollten wir kein so großes Haus. Das Gebäude gehört dem Staat und die haben schon Jahre lang versucht, es zu verkaufen. Leider erfolglos. Das liegt wohl daran, dass es ursprünglich ein Hotel war. Dafür ist es aber aus baurechtlichen Gründen nicht mehr geeignet. Durch die Hanglage ist es zu gefährlich und entspricht nicht den aktuellen Vorschriften. Die Balkonbrüstungen müssten umgebaut und die Fenster nachgerüstet werden. Die Umbaukosten würden in die Millionen gehen. Als Villa ist es eigentlich viel zu groß. Aber als vorübergehende Unterkunft für uns ist es gerade recht. Zum Glück müssen wir den Unterhalt des Hauses nicht selbst bezahlen.

Zur Leitung des Institutes gehört ein Haus dazu, das war direkt neben dem Institut neu gebaut worden, hatte aber erhebliche Baumängel und wird wohl erst in ein bis zwei Jahren fertiggestellt. So wurde uns, quasi als Notunterkunft, diese bescheidene Bleibe angeboten. Mein Vater meinte, dass das als Zwischenlösung ganz brauchbar wäre.“

„Wow, so eine Notunterkunft wollte ich auch mal gerne. Ich wohne noch im Studenten-Wohnheim. Da muss ich bald raus. Steht noch irgendwo so eine Bude zur Verfügung?“

„Du musst mal mit meinem Vater reden. Für die Institutsmitarbeiter gibt es eine kleine Siedlung, vielleicht ist da noch eine Wohnung verfügbar. Sonst könnten wir Dich vielleicht auch bei uns einquartieren, Zimmer gibt es genug, das war ja, wie bereits gesagt, vorher ein Hotel.“ Suzan blieb vor einer Glasfront stehen und drückte auf einen Knopf.

Hinter dem Glas ging das Licht an und die Glasfläche schob sich zur Seite. Jan erkannte erst jetzt, was sich dahinter verbarg. Ein riesiger Pool von bestimmt 20 m Länge und 10 m Breite, wie er auch zu einem öffentlichen Schwimmbad gut passen würde. Über dem Pool war alles komplett verglast. Man konnte den Vollmond sehen und am wolkenfreien Himmel blinkten die Sterne. Jan staunte.

Zuerst über den Pool, dann über Suzan die begann, sich auszuziehen. „Was hast Du vor?“, fragte er sie. „Nach was sieht es denn aus?“ Suzan lachte und warf ihm ihr T-Shirt über den Kopf. Jan war etwas verwirrt „Du willst jetzt schwimmen?“ „Ja klar, Du nicht?“ „Ja, das wäre schon lustig, aber ich habe keine Badesachen dabei!“ Suzan lachte „wir schwimmen nackig. Oder bist Du verklemmt?“

Akku 2.0 - Kapitel 5

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Akku 2.0 – Kapitel 1

Kapitel 1 – Vorstellungsgespräch

Seit ein paar Tagen hatte Jan seinen Master in Chemie in der Tasche.

Eigentlich wollte er nach seinem Studium eine Auszeit nehmen und als Rucksacktourist durch Asien reisen. Er hatte schon lange von einer Weltreise geträumt und besonders China hatte es ihm angetan. Die fernöstliche Lebensweise gefiel ihm und die andersartige Kultur zog ihn irgendwie an.

Aber er wollte auch einen Job in der Erforschung von Zukunftstechnologien und die Zahl attraktiver Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien waren leider, durch den Zickzack-Kurs der Bundesregierung, während seiner Studienzeit arg geschrumpft.

Als dann bekannt wurde, dass direkt neben seiner Uni ein neues Forschungsinstitut eröffnet werden sollte, hatte er sich sofort beworben.

Deswegen saß Jan gerade im Vorzimmer von Professor Schmidt. Schmidt war der Leiter des neuen Instituts zur Erforschung von Speichertechnologien, das die Regierung als Leuchtturmprojekt ausgewählt und gefördert hatte.

Einhundert neue Arbeitsplätze in der Spitzenforschung sollten hier geschaffen werden. Auf diese 100 Stellen gab es über 3000 Bewerber.

Jan hatte sich zuvor noch nie irgendwo beworben und wusste nicht genau, was da auf ihn zu kam. Immerhin hatte er es durch die Vorauswahl geschafft und war zu einem persönlichen Gespräch eingeladen worden.

Aufgeregt saß er in einem großen, weichen Polstersessel und wartete darauf, aufgerufen zu werden. Dann öffnete sich die Tür und endlich wurde er hereingebeten.

Jan trat mit klopfendem Herzen in den Raum. Professor Schmidt begrüßte ihn persönlich. Der Professor sah jünger aus, als Jan ihn sich vorgestellt hatte. Ein sportlicher Typ von ungefähr 60 Jahren, schlank und hochgewachsen. Nur die Haare waren schon ziemlich licht und schneeweiß. Kleine, verschmitzte Augen versteckten sich hinter einer dicken Hornbrille.

Lächelnd streckte Professor Schmidt Jan die Hand entgegen. „Willkommen in unserem Institut. Ich bin Professor Erich Schmidt und das hier ist meine Assistentin Suzan“. Er zeigte auf eine junge Frau mit leicht asiatischen Gesichtszügen, die sich eifrig auf einem Tablet Notizen machte und Jan freundlich anlächelte.

Jan fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Da saß seine Traumfrau. Das brachte ihn total aus dem Konzept. Alle Texte, die er sich zuvor überlegt hatte, alle Szenarien, wie das Vorstellungsgespräch ablaufen würde, waren auf einmal aus seinem Kopf verschwunden. Ihm wurde heiß. Ein Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, das allerdings für ein Vorstellungsgespräch genauso wenig förderlich war, wie die Aufregung davor.

In jeder anderen Situation hätte er sich gefreut, Suzan kennenzulernen, aber hier im Vorstellungsgespräch war das der denkbar unpassendste Moment für die Gedanken, die von ihm Besitz ergriffen hatten.

Die Fragen des Professors beantwortete er wie in Trance. Sein Kopf schien mit Watte gefüllt. Jan konnte keinen klaren Gedanken fassen. Erst als der Professor aufstand und ihm die Hand reichte, mit den Worten „Vielen Dank für Ihre Vorstellung. Sie hören von uns“, fand er wieder in die Realität zurück.

Jans Gehirn hatte einen Totalausfall. Er konnte sich an die 10 Minuten des Vorstellungsgesprächs nicht mehr erinnern. Es war ein kompletter Blackout! Aber er wusste, dass „Sie hören von uns“ gleichzusetzen war, mit einer Absage.

Frustriert verabschiedete er sich und verließ den Raum.

Ein weiteres Gefühl machte sich in im breit und das kannte er zu gut. Wut! Er ärgerte sich über sich selbst, dass er das Vorstellungsgespräch so komplett vergeigt hatte. Ja, es musste wohl so sein, denn, egal wie sehr er sich auch anstrengte, sich zu erinnern, die 10 Minuten waren weg. Wäre es gut gelaufen, dann müsste er das doch wissen.

Diese Suzan hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. So etwas war ihm vorher noch nie passiert. Mit einem Mal wusste er genau, was er wollte. In diesem Institut arbeiten, mit Suzan und nichts anderes. Aber jetzt war es zu spät. Nur ein paar Minuten, in denen sein Leben total aus der Spur geraten war. Jan konnte es nicht fassen.

Er hatte versagt.

Als Jan am nächsten Tag einen Brief von Professor Schmidt erhielt, wollte er diesen ungelesen entsorgen. Aber irgendetwas in ihm drängte ihn dazu, das Schreiben zu öffnen und die vernichtende Absage zu lesen.

Er hielt die Luft an und öffnete den Brief.

Um so erstaunter war er, als er die Zeilen las. Und nochmal las. Und noch ein drittes Mal: „Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Sie als Mitarbeiter in unserem Forschungsteam ausgewählt haben.“ Persönlich unterschrieben von Professor Erich Schmidt.

Jan musste sich setzen. Er hatte eine Absage erwartet, aber das Gegenteil war eingetreten. Er war nicht nur in das Institut aufgenommen worden, sie wollten auch, dass er direkt in der Arbeitsgruppe des Professors arbeitete. Damit hatte er nicht gerechnet. Verzweifelt versuchte er sich erneut an das Vorstellungsgespräch zu erinnern. Wodurch hatte er sie wohl überzeugt? Die 10 Minuten im Büro des Professors waren wie ausradiert. Das einzige, an das er sich erinnern konnte, war diese Suzan und der Satz des Professors „Sie hören von uns“.

Er versuchte sich einzureden, dass er wohl sehr überzeugend gewesen sein musste. Aber die Ungewissheit nagte an ihm. Trotz allem war er glücklich, er hatte erreicht was er wollte. Am kommenden Montag sollte es losgehen. Jan freute sich riesig auf seine neue Arbeitsstelle.

Akku 2.0 - Kapitel 1

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Akku 2.0 – Kapitel 26

Kapitel 26 – Mutter

Kurze Zeit später wurden sie abgeholt und in der Tat handelte es sich um einen beeindruckenden Konvoi aus 3 gepanzerten Fahrzeugen und 2 Motorrädern. Das vordere und hintere Auto war jeweils ein Militärfahrzeug, mit 4 bewaffneten Sicherheitsleuten besetzt. In der Mitte befand sich ein großer, schwarzer VAN mit getönten Scheiben, durch die man nicht ins Innere sehen konnte. Sie durften in das mittlere Fahrzeug einsteigen und kaum hatten sich die Türen geschlossen, ging es auch schon los.

Jan staunte, wie organisiert die Fahrt ablief. Die beiden Motorradfahrer fuhren immer voraus und sperrten Kreuzungen ab, bis die Autos vorbei waren. So hatten sie immer Vorfahrt und kamen recht schnell voran. Trotzdem war es eine weite Strecke und es dauerte über 2 Stunden, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Es handelte sich um ein riesiges Gebäude, dem man schon aus der Ferne ansah, dass es der Regierung gehörte.

Dort angekommen, stiegen sie aus und wurden in einen großen, geschmackvoll eingerichteten Raum geleitet. Suzan wippte vor Aufregung von einem Bein auf das andere. Jan bewunderte die antiken Kriegerfiguren aus Ton, die zur Dekoration im Raum standen und gut ein Museum füllen könnten.

Nach kurzer Wartezeit kam eine festlich gekleidete Chinesin in den Raum, die mit ausgestreckten Armen auf sie zu lief „Meine liebe Suzan, endlich sehen wir uns. Ich habe so lange auf diesen Augenblick gewartet und nun bist Du tatsächlich hier.“

Jan sah wie Suzan erstarrte. Er trat einen Schritt näher an sie heran und frage leise „was ist los?“ Suzan zeigte abweisend auf die Frau und sagte laut „Das ist nicht meine Mutter!“

Die Frau blieb vor ihnen stehen. Jan schaute Suzan ungläubig an „Bist Du Dir sicher?“

Suzan nickte „Ich habe nur alte Fotos von Dad und Bilder aus dem Internet. Diese Frau ist meiner Mutter sehr ähnlich, aber sie ist es nicht. In den Briefen, die sie mir geschrieben hat, da hat sie mich auch niemals Suzan genannt. „

Plötzlich hörten sie hinter sich eine fragende Stimme „Su?“

Suzan und Jan drehten sich erschrocken um. Hinter ihnen hatte eine weitere Frau den Raum betreten. Sie war schon etwas älter. Jan schätzte sie auf ungefähr Mitte 50. Am meisten beeindruckte ihn jedoch ihr Äußeres. Tatsächlich gab es beim ersten Hinsehen eine leichte Ähnlichkeit mit der anderen Frau, aber diese Person vor ihnen hatte eine ganz andere Ausstrahlung. Hier stand keine Arbeiterin vor ihnen, sondern eine Frau die Macht und Stärke ausstrahlte.
Was Jan allerdings besonders verblüffte: Sie sah aus, wie die ältere Schwester von Suzan.
„Mum?“ Jan sah, dass Suzan Tränen über die Wangen liefen. Dann fielen die beiden Frauen sich schluchzend in die Arme.

Suzan fand zuerst ihre Fassung wieder „Jan, das ist meine Mutter, Gracia Wong. Mum, das ist Jan, mein Freund“.

Gracia Wong streckte ihm beide Hände entgegen, dann umarmte sie ihn „vielen Dank, dass Du mir meine Tochter gebracht hast.“

Gracia löste sich von Jan und wischte sich die Tränen ab „Ich musste sicher sein, dass Du es bist, Su. Wir leben in unsicheren Zeiten. Daher haben wir eine Doppelgängerin vorgeschickt. Man kann nie sicher sein.“ Gracias Gesicht begann zu strahlen. „Was haltet Ihr davon, wenn wir uns zum Mittagessen begeben? Wir haben uns so viel zu erzählen.“

Suzan und Jan nickten, die letzte Mahlzeit war schon ewig her. In der Aufregung hatten sie es nicht bemerkt, aber jetzt machte sich bei beiden ein großer Hunger bemerkbar. Die drei verließen gemeinsam den Raum, gefolgt von mehreren Bodyguards und Bediensteten.

Beim Essen ließ sich Gracia von Suzan aus ihrem Leben erzählen. Sie konnte nicht genug davon hören, wie Suzan aufgewachsen war, wie es ihr in all den Jahren ergangen war und was sie und ihr Vater alles erlebt hatte. Ab und zu rollte eine Glücks-Träne über Gracias Wangen.

Akku 2.0 - Kapitel 26