Akku 2.0 – Kapitel 19

Kapitel 19 – Polizei

Am nächsten Morgen gingen Jan und Suzan gemeinsam zum Frühstück. Der Schlaf hatte gutgetan, nach dem Schock über den Anschlag und nach Suzans Erzählung. Beide waren ausgeruht und einigermaßen fit.

Die Haushälterin begrüßte sie zum Frühstück, doch Erich war nicht da. Nach einer viertel Stunde stand Suzan auf und lief zu seinem Zimmer, um ihn zu wecken. Doch auch dort war keine Spur von ihrem Vater. Jan meinte, er wäre vielleicht schon im geheimen Labor, aber Suzan wusste, dass er niemals ohne Frühstück zu arbeiten begann und ihre Haushälterin hatte ihn an diesem Morgen noch nicht gesehen.

Trotzdem begannen sie ihre Suche im Keller. Sie betraten das Labor, aber auch dort keine Spur von Erich. Suzan öffnete den Tresor und erschrak: „Der Prototyp ist weg!“ Jan erstarrte „und die Unterlagen?“ „Auch weg, keine Ausdrucke mehr da!“

Sie fuhren die Computer hoch, doch alles war gelöscht. Erich war verschwunden und sie hatten nichts in der Hand. Suzan hatte zwar einen großen Teil der Forschung im Kopf, doch ohne die Unterlagen würde sie das Projekt nicht rekonstruieren können. Vielleicht reichte es für einen Neustart, aber sie wäre um Jahre zurückgeworfen. Jan wusste die grobe Zusammensetzung des Speichers, aber er war erst wenige Tage dabei. Zu wenig Zeit, um sich in alles einzuarbeiten. Und vor allem – wo war Erich?

Jan schaute noch einmal in den Tresor. Dort lang in der Ecke ein kleines, von Hand beschriebenes Stück Papier. „Lieber Jan, bringe Suzan zu ihrer Mutter. PS.: vernichte diesen Zettel!“

Jan zeigte den Aufschrieb Suzan, die erkannte die Handschrift ihres Vaters, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.

Sie folgten der Anweisung und hielten den Zettel über einen Bunsenbrenner. Das Papier verbrannte in einer kleinen Stichflamme.

Plötzlich klingelte es. Jan erschrak. Suzan zeigte auf einen Monitor, auf dem Überwachungsbilder zu sehen waren. Das war die Glocke an der Haustür. Davor standen ungefähr ein Dutzend Polizisten.

Suzan konnte den Blick nicht vom Monitor abwenden „Was soll das? Gestern der Anschlag, heute verschwindet mein Dad und jetzt steht die Polizei vor der Haustür? Die sehen nicht so aus, als wollten Sie uns einfach nur besuchen.“
Sie sahen auf dem Display, wie die Haushälterin öffnete und einer der Polizisten ihr einen Zettel vor die Nase hielt. Suzan schaltete die Lautsprecher ein und hörte gerade noch die Worte „Durchsuchung“ und „Illegal“. Suzan war entsetzt: „Wieso wollen die das Haus durchsuchen? Haben die es auf das Labor abgesehen?“

Jan ergriff ihren Arm „Ich weiß es auch nicht, aber wir sollten besser verschwinden. Gibt es einen Weg hier heraus?“

Suzan zuckte kurz, als ob sie aufwachen würde, dann drehte sie sich um und rannte zur Tür. Beim Laufen erklärte sie Jan „Von der Aussichtsterrasse gibt es eine steile Treppe nach unten. Da geht es bestimmt fünfzig Meter hinunter. Das ist unsere einzige Chance.“ Die beiden liefen zur Aussichtsterrasse. Suzan öffnete die Tür zur Treppe. Der Eingang zu dieser Treppe war etwas versteckt, das sollte die Polizei eine Zeit lang von ihrer Verfolgung abhalten.

Der Abgang war frei in den Fels gemeißelt. An der Wand entlang führte ein Seil als Handlauf. Auf der anderen Seite sah man 50 Meter weiter unten die Straße. Jan blieb stehen. Suzan drehte sich um „Was ist los?“

„Ich bin nicht schwindelfrei!“

Suzan fasste Jan an der Hand „Wir schaffen das!“. Sie zog ihn hinter sich her auf die Treppe. Jan folgte zögernd. Als er das Seil erreicht hatte, klammerte er sich fest. Dann holte er Luft und folgte Suzan. Gemeinsam stiegen sie die steile Treppe zur Straße hinunter.

Als sie unten angekommen waren meinte Jan keuchend „und was machen wir jetzt?“

Suzan holte ihr Handy heraus „Wir folgen Dads Anweisungen. Ich rufe Andrea an!“

Jan verstand nicht „Du vertraust ihm noch, nachdem er verschwunden ist?“

Suzan schaute ihn scharf an und versuchte zu erklären: „Er ist mein Vater. Es wird für alles einen Grund geben. Er vertraut Dir, Ich vertraue ihm. Vertraust Du mir?“

Jan erschrak über ihren Blick „Natürlich vertraue ich Dir und ich vertraue Erich, Aber wieso rufst Du Andrea an?“

Suzan lächelte, während sie das Handy ans Ohr hielt „Wir sollten auch Andrea vertrauen. Sie ist schon am längsten im Team und gehört fast schon zur Familie. Für die Fahrt zum Flughafen benötigen wir ein Auto. Ein Taxi wäre zu unsicher, die sind alle per Funk verbunden. Sobald eine Fahndung nach uns rausgeht, haben sie uns. Andrea war früher mal Testfahrerin, sie wird uns sicher zum Flughafen bringen.“

Jan verstand. Sie liefen weiter auf der Straße den Berg hinab, weg von der Villa, während Suzan mit Andrea telefoniert und ihr erklärte, dass sie ein Fahrzeug benötigten. Sie erzählte, dass ihr Vater verschwunden war und dass die Polizei vor dem Haus stand. Weitere Details verschwieg sie. Suzan schob ihr Handy in die Tasche „Wir treffen uns in 5 Minuten dort unten auf einem Parkplatz. Sobald wir im Auto sitzen sollten wir unsere SIM-Karten aus den Telefonen entfernen und wegwerfen. Am Flughafen holen wir uns neue.“ Jan nickte „Und Du willst wirklich nach China?“

Suzan nickte „Hast Du eine andere Idee?“ Jan schüttelte den Kopf, dann fasste er erschrocken an seine Gesäßtasche und holte seine Geldbörse heraus. Er kramte darin herum, dann fragt er „Ich habe nur meinen Ausweis dabei, einen Reisepass habe ich nicht. Wird das ausreichen?“ Suzan nickte „Das reicht. Ich habe glücklicherweise immer alles dabei. Dad sagte, wir müssten immer auf alles vorbereitet sein.“

Sie erreichten den Parkplatz und warteten dort, verdeckt an einem Unterstand, auf Andrea.

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